Über viele Jahrzehnte war es gang und gäbe, dass über anerkannte Baumschulen fertige Hochstämme bezogen wurden und diese dann Ende Herbst an den neuen Standplatz verbracht wurden.
Diese Praktik hatte sich lange Zeit sehr bezahlt gemacht, da man hier schnell in den Ertrag kam. In den letzten Jahren wird es aber zusehens schwerer diese – meist wurzelnackten – Bäume mit vertretbaren Aufwand auch über die ersten 10 Jahre zu bekommen.
Was war passiert? So ganz ist das Phänomen noch nicht erforscht. Allerdings dürfte das Verhältnis von relativ wenigen Wurzeln zu hohem Stamm mit Kronenaufbau in Verbindung mit den verringerten Niederschlägen in der Vegetationsperiode einen großen Anteil daran zu haben. Dies geht dann Hand in Hand mit Krankheiten, wie dem Rindenbrand, die die jungen Bäumen dann schnell so sehr schwächen, dass diese beginnen abzusterben.
Daher haben wir in dieser Pflanzperiode einen anderen Ansatz gewagt und mit zwei verschiedenen Sorten kleine Sämlinge in die Erde gebracht, die wir im Nachgang vor Ort veredeln werden.
Ein Teil besteht aus dem Sämling Antonowka, dem eine hohe Toleranz gegenüber Trockenheit und lang anhaltender Nässe nachgesagt wird. Beide Situationen beobachten wir auf unserer Wiese, abhängig von der Jahreszeit.
Als Kontrollgruppe haben wir Bittenfelder Sämlinge in die Erde gebracht und wollen dabei untersuchen, wie beide Arten mit den Bedingungen vor Ort klar kommen.
Insgesamt wurden so 13 Jungbäume in die Erde gebracht. Durch die hohe Wühlmausverbreitung auf unserer Wiese haben wir diese in Wühlmauskörbe gesetzt und mit Sechseckgeflecht gegen Verbiss über der Grasnarbe geschützt. Mit dieser Pflanztechnik erhoffen wir uns eine deutlich geringere Wassergabe pro Gießgang und dass das veränderte Verhältnis von Wurzelwerk zu Stamm und Krone im Vergleich zu fertigen Hochstämmen den Bäumen das Anwachsen und das gesunde Wachstum erleichtert.
Für die Maschinisten sind die Stellen mit Flatterband gekennzeichnet, damit diese die Pflanzstelle auch bei hohem Gras gut sehen und umfahren können bei der Mahd.
Wen die Thematik interessiert – am 14. Mai 2024 findet hierzu ein Vortrag von Barbara Helling im Plenarsaal des Kelkheimer Rathauses statt. Mehr dazu hier