Das kann man sich so ganz in der Nähe des ehemaligen Limes der Römer schon mal fragen. Eines ist jedoch sicher – nicht ins Frankfurter Mispelsche. Da gehen nämlich nur Japaner hin, also genauer gesagt die japanische Wollmispel und nicht die gemeine oder echte Mispel, die wir hier so finden. 😊
So, nachdem wir mal mit den Vorurteilen ein wenig aufgeräumt haben, fragen wir uns mal:
Was hat das Mispelchen mit der echten Mispel zu tun?
Eigentlich …… – Gar nichts….
Die japanische Wollmispel wird in Frankfurt in einer Kombination aus Apfelbrand und Calvados zum Mispelsche angeboten und erinnert ein wenig an einen Pfirsich. Also haben wir es bei dem Frankfurter Getränk mit einer Frucht zu tun, die hier bedauerlicherweise leider im Winter absterben würde. Die Wollmispel und die hiesige Mispel gehören noch nicht einmal zu selben Gattung.
Und die echte deutsche Mispel?
Sie gehört zu der Gattung der Rosengewächse, trägt in der Fachsprache den Namen Mespilus germanica und war bis zum Mittelalter bei uns sehr weit verbreitet. Danach hat ihr eine andere Obstsorte den Rang abgelaufen: der Apfel.
Nach dem Mittelalter wurde die Technik der Veredelung und Sortenauswahl vor allem bei Apfelbäumen bekannt, so dass neben kleinen harten Ur Holzäpfelchen es möglich war stattliche Früchte zu züchten. Wer sich mal die gemeine Mispel angeschaut hat, so kann er schnell erkennen, warum diese Frucht nicht besonders beliebt im Anbau war. Sie ist klein, lässt sich nicht schütteln und man sollte besser auch Ausdauer haben beim Ernten, da es echt lange dauert, bis man eine ordentliche Ladung zusammen hat.
Die Mispel ist eine einfallsreiche Frucht, die sich vor Fressfeinden schützt, indem sie Gerbsäure entwickelt. Wenn ein Vogel einmal eine Mispel gepickt hat, dann lässt er es das nächste Mal besser sein. Auch die Würmer möchten diesen ´Bitterstoff nicht, so dass Mispeln so gut wie nie wurmstichig sind.
Aber wie vermehrt sich die Mispel? Ein toller Trick der Natur! Sie hängt lange am Baum, bis es nichts mehr zu fressen gibt und wartet bis der erste Frost kommt.
Dann fallen die Früchte auf den Boden und die grünliche Farbe wandelt sich in eine Braune um. Die Gerbsäure wandelt sich durch Fermentation um in Süße und die Früchte werden weich und matschig. Das können die Tiere oder Menschen dann essen und mittels den 5 Kernen kann sich die Mispel dann vermehren. Ist das nicht genial?
Und ist die Mispel gesund?
Die in ihr enthaltenen restlichen Gerbstoffe sollen gegen Verdauungsstörungen helfen. Dies gilt auch für Pektine– von dem Ballaststoff die hat die Mispel-Frucht reichlich. Zudem enthält sie viele Mineralstoffe, insbesondere Kalium.
Wie stellt das OGV Marmelden Team Mispelmarmelade /Konfitüre her?
Wir vom OGV haben auf unserer Streuobstwiese 2 noch junge Mispelbäume gepflanzt, die tragen schon ein paar Früchte, aber auf der Gemarkung in Fischbach steht ein stattlicher Mispelbaum. Diesen können wir mit Erlaubnis des Eigentümers abernten und verarbeiten.
Aber die Verarbeitung ist gar nicht so einfach, denn die Mispel braucht zur Reifung/Fermentation Frost und Zeit. Wenn man Mispeln geerntet hat heißt dies, dass man sie nicht gleich verarbeiten kann, sondern immer wieder die Früchte durchtasten muss, ob sie weich, also matschig, oder noch fest sind.
Sind sie weich, dann sollten sie baldmöglichst weiterverarbeitet werden, denn sonst könnten sie schimmlig werden.
Dies ist wohl auch der Grund, warum unsere Vorfahren der Mispel dem kultivierten Apfel vorgezogen haben. Diesen kann man bei der Ernte sofort essen, er hat kleiner Kerne und kann je nach Sorte auch noch lang gelagert werden.
Nach der Ernte im späten November heißt es erst mal warten…., bis der Frost auf die Früchte einwirkt. Das heißt, dass wir die Früchte im Freien, Geschützt vor Vögeln und Mäusen, regen- aber nicht frostgeschützt stapeln.
Nach einer gewissen Zeit der Reifung (matschig werden) müssen die Früchte immer wieder durchgeschaut werden, ob sie schon verarbeitungsfähig sind. Alle Früchte werden nicht zum gleichen Zeitraum reif, sondern dies geschieht nacheinander.Mittels der „flotten Lotte“ entfernen wir rationell möglichst viel von der Haut und dem Blütenansatz und vor allem die 5 großen Kerne, die die Mispel beinhaltet.
Damit diese Arbeit mit der „flotten Lotte“ leichter geht geben wir noch den original Rettershofer Apfelsaft dazu. Anschließend geben wir noch Zucker dazu. Dabei achten wir aber darauf nicht zuviel zu zuckern, damit die charakteristische breiige, feigen- oder dattelartige, erdiger Note erhalten bleibt. Nach dem Aufkochen und Einfüllen in Gläsern ist diese alte, fast vergessene Frucht verkaufsfertig. Wie wäre es einmal diese diese alte Frucht unserer Vorfahren wieder mal zu probieren? Dazu gibt es die Gelegenheit sie am Rettershof zu kaufen.
Immer der 2. Samstag im Monat ist der Verkauf der Produkte und da steht auch die Mispelmarmelde/Konfitüre im Regal zum Verkauf