Schnittkurs bei ruppigem Böen
Aktuelles Dies & das Pflege & Erhalt von Streuobst

Der OGV Fischbach – wir sind beeindruckt von den letzten Wochen! – Teil 2

Hier halten wir uns mit dem Intro mal ganz spartanisch und kommen zum zweiten Teil der Kundenstimmen. Vielen Dank an Tamara Krug hierfür.

Obstbaumschnittkurs unter „ruppigen Windböen“

Am Samstag, den 15.03.2025 veranstaltete der OGV nach mehrjähriger Pause wieder einen Schnittkurs für Obstbäume. Ich (w/25) hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, mich für so einen Kurs anzumelden, aber es hatte sich bisher noch keine Gelegenheit ergeben. Als ich die Ankündigung dazu in der Kelkheimer Zeitung fand, in der es hieß „für Mitglieder und alle Interessierten“, war die Entscheidung schnell getroffen: Fix auf der Webseite das Anmeldeformular ausgefüllt – und für meine Eltern gleich mit, kann ja nicht schaden. Nach einigen anfänglichen Hürden (ursprüngliche Begrenzung der Teilnehmerzahl, krankheitsbedingte Terminverlegung) war es dann endlich so weit.

Um 10 Uhr ging es los: rund 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer versammelten sich im Kelterhaus des OGV am Rettershof zum Theorieunterricht, bevor es später in die Praxis gehen sollte. Mit so vielen Menschen wurde es dort drinnen schon etwas kuschelig, aber schließlich hatten alle ein Plätzchen gefunden und schauten gespannt auf die bereits angeworfene Präsentation. Die Referentin Barbara, mit langjähriger Erfahrung auf diesem Gebiet, führte uns über die nächsten eineinhalb Stunden hinweg kurzweilig durch die theoretischen Grundlagen – von Aufbau und „Funktionsweise“ eines Obstbaumes über Schnittgesetze bis hin zur Schädlingsprävention. Dabei lernten wir auch einige neue Vokabeln wie „Wassertrieb“ oder „Saftwaage“, die wir später bei den Schnittanweisungen auch direkt verwendeten – so konnten wir uns zumindest schon ein kleines bisschen wie Profis fühlen. Weiterhin erkläre Barbara uns, dass die Krone und Wurzel spiegelgleich sind, weshalb man niemals mehr als 30% beim Schnitt entfernen sollte, um kein zu großes Missverhältnis herbeizuführen. Das einzuhalten sollte sich später noch als Herausforderung herausstellen (Stichwort „Schnittrausch“).

Mmmmh, was machen wir denn am Besten mit diesem Baum?
Mmmmh, was machen wir denn am Besten mit diesem Baum?

Dass es noch viel für uns zu lernen gab, obwohl sich das in der Theorie doch so einfach angehört hatte, zeigte sich kurz darauf, als die gesamte Gruppe vor dem ersten lebenden Objekt stand und auf Barbaras Frage, was denn hier zu schneiden sei, nur ratlos dreinblickte. Dieses Exemplar sah so gar nicht aus wie auf den zuvor studierten Bildern. Aber kein Problem, Tobi stellte sich freundlicherweise zur Verfügung und begann auf Barbaras Anweisungen mit der Arbeit, während viele aufmerksame Augenpaare jede seiner Bewegungen genau beobachten, um daraus die angemessene Vorgehensweise abzuleiten. Nach und nach brachten einige Kursteilnehmende dann auch die ersten eigenen Vorschläge zu Schnittmaßnahmen ein – allerdings noch etwas unkoordiniert zu den verschiedensten Stellen in der Krone, sodass wir von Barbara mehr als einmal zu hören bekamen: „Jaa, aber da sind wir noch nicht.“

Nach zwei erfolgreich gezähmten Bäumen, zwar überwiegend aus der Beobachterrolle, aber trotzdem anstrengend, machten wir uns für eine kleine wohlverdiente Mittagspause zurück ins Kelterhaus, wo bereits Heinz mit zwei köstlichen Suppen und frischem Brot auf uns wartete. Eigener Apfelsaft stand natürlich auch zur Verfügung – und erinnerte uns daran, weshalb wir das Ganze hier überhaupt veranstalten.

Frisch gestärkt ging es zurück auf die Streuobstwiese. Jetzt war es Zeit, selbst Hand anzulegen. In drei Kleingruppen nahmen wir uns jeweils einen Baum vor – stets unter dem wachsamen Auge von Barbara, die regelmäßig von einer „Bau[m]stelle“ zur nächsten wechselte, um sicherzustellen, dass ihre Schülerinnen und Schüler auch bloß die richtigen Äste entfernten. Schließlich handelt es sich bei den Bäumen um Lebewesen, die sorgsam behandelt werden wollen. Glücklicherweise war auch Hans anwesend, der Barbara bei der Betreuung der mittlerweile schneidfreudigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern unter die Arme greifen konnte. Von ihm lernten wir, dass man an den Bäumen niemals „Friseur spielen“, d.h. überall die Spitzen abschneiden sollte, da dies nur zusätzlich das Holzwachstum anregt und verhindert, dass die Äste im gleichen Jahr Früchte tragen. Stattdessen sollte man sich für eine der drei Möglichkeiten entscheiden: stehen lassen, ganz abschneiden oder ableiten. Und das in maximal zehn Sekunden. Denn, das betonte auch Barbara, Obstbäume schneiden erfordert Entscheidungsfreude – wer zu lange diskutiert, kommt nicht voran.

Gegen 15:30 Uhr läuteten wir dann den Feierabend ein. Mittlerweile waren fast alle durchgefroren, da trotz des strahlenden Sonnenscheins doch viele „ruppige Windböen“ – wie von Barbaras Wetterstation treffend angekündigt – über die Streuobstwiese fegten. Wir haben an dem Tag viel gelernt, hatten viel Spaß, haben viel gelacht und am wichtigsten: Lust auf mehr bekommen. Glücklicherweise finden an den folgenden Samstagen weitere Schnittmaßnahmen statt, sodass wir unsere neu erworbenen Fähigkeiten unter kundiger Aufsicht weiter ausbauen können. Darauf freue ich mich schon.

Damit bleibt abschließend nur zu sagen: Danke liebe Barbara und lieber OGV für diesen lehrreichen Tag und das herzliche Miteinander!

PS: Wenn ihr beim Lesen Lust bekommen habt, auch mal beim OGV vorbeizuschauen – klickt euch gerne durch den Reiter „Veranstaltungen und Termine“, wir (ja, ich bin mittlerweile auch Mitglied 😉) freuen uns immer über helfende Hände und ganz besonders über jüngere Interessierte und potenziellen Nachwuchs.“

Und so geht eine Reihe von auch durchaus sehr fordernden Wochenenden zu Ende und der OGV Fischbach bedankt sich bei jedem einzelnen Mitglied, dass sich in der letzten Zeit bei uns eingebracht hat, damit unsere Bäume sich wohlfühlen können.

Wer es verpasst hat oder gerne wieder mit am Start sein möchte, so kann man sich bei den regulären Pflegetagen wieder einbringen. Schaut einfach in den Kalender oder abonniert ihn am Besten.

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